Microsoft: Kompatibilitätsprobleme?
Eine Meldung des Online-Dienstes TechWeb sorgt für einen Sturm im Wasserglas, der nun auch durch die deutschsprachigen News-Sites zieht. Laut dieser Meldung sollen „wichtige” Applikationen nicht auf dem neuen Server-Betriebssystem aus Redmond laufen.
Zu diesen Programmen zählen die alten Versionen 6.0 und 7.0 des Microsoft SQL Servers, sowie die Produkte BizTalk Server 2000, Commerce Server 2001, Content Management Server 2001 und Mobile Information Server 2001. Aber auch Exchange ist laut TechWeb von dieser „Inkompatibilität” betroffen.
Wirft man allerdings einen Blick auf die zugehörigen Produktseiten, so zeigt sich ein etwas anderes Bild. Vor allem hat Microsoft nicht einfach auf die Applikationen „vergessen”, sondern doch recht genau und schon im Vorfeld dokumentiert, welche Applikationen auf dem neuen Server laufen und welche nicht.
So hat sich Microsoft, laut eigenen Angaben, aus Gründen der Sicherheit dazu entschlossen, ältere Versionen des SQL-Servers nicht mehr zu unterstützen. Auch die Microsoft SQL Server Desktop Engine (MSDE) wird in der Version 1.0 nicht mehr unterstützt. Will man den SQL Server 2000 oder MSDE 2000 einsetzen, so muss mindestens das Service Pack 3 installiert sein, damit der SQL Server läuft.
Sicherheit hat ihren Preis - in diesem Fall hat Microsoft die Sicherheit seiner aktuellen Produkte vor die Abwärtskompatibilität gestellt. Eine neue Vorgangsweise des Konzerns, an die sich anscheinend erst einige Kollegen der schreibenden Zunft gewöhnen müssen.
Auch bei Exchange hat die neue Sicherheit des Windows Server 2003 ihren Preis. Aufgrund des komplett neu entworfenen und implementierten Internet Information Servers 6.0 (IIS 6.0) lassen sich „alte” Versionen des Messaging-Servers Exchange, namentlich die Versionen 5.5 und 2000, laut Microsoft nicht auf einem Windows Server 2003 betreiben. Hier rächt sich Microsoft’s Ansatz, dass Exchange auch für den Betrieb, der über Outlook Web Access (OWA) hinaus geht, auf Komponenten des IIS angewiesen ist, sonst würden die Produkte wahrscheinlich auch unter Windows Server 2003 laufen.
Aber auch diese „Inkompatibilitäten” wurde bereits dokumentiert und publiziert. Einem Betrieb in einer gemischten Umgebung mit Windows Server 2003 als Domain-Controller und Applikationsservern, auf denen Exchange 2000 oder Exchange 5.5 läuft, steht aber, so das entsprechende Dokument von Microsoft, nichts im Wege.
Internet Security and Acceleration (ISA) Server 2000 hat es sich bezahlt gemacht, dass Microsoft den Windows Server 2003 intern bereits seit längerer Zeit im Einsatz hatte. Mit dem ISA Server Service Pack 1 wird die Inkompatibilität des Paketfilters des ISA Servers und des Windows Servers beseitigt, sodass ein Einsatz des ISA Servers unter Windows Server 2003 ohne Probleme möglich ist. Auch hier waren Änderungen am Windows Server, die das Produkt sicherer machten, schuld an der Inkompatibilität.
Der Mobile Information Server wird ja in Zukunft in den Exchange Server 2003 integriert, für die anderen „inkompatiblen” Produkte sind bereits Betas der neuen Versionen unterwegs. Da es sich durchwegs um komplexe und ältere Produkte handelt, wird Microsoft hier kaum noch ein Service Pack entwickeln.
Es werden wohl noch einige „Horror”-Meldungen und Microsoft-Bashings ins Land ziehen müssen, bis es allen klar geworden ist, dass Sicherheit ihren Preis hat. Microsoft hat Jahre dafür gebraucht, dann aber die entsprechenden Konsequenzen gezogen. Man wird sehen, wie lange der Rest der Welt dafür benötigt.
Mehr Informationen zum neuen Windows Server 2003 gibt es auch im WCM 190, ab 5. Mai im Handel.
Die TechWeb-Story
SQL Server auf Windows Server 2003
Exchange und Windows Server 2003
ISA Server auf dem Windows Server 2003
Martin Leyrer
Die Meldung finden Sie im Original unter http://www.wcm.at/story.php?id=4907
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[Montag, 20030428, 10:48 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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