Business == UMTS, oder ist UMTS doch nur ein Geschäft für die Netzbetreiber?
Dienstag, 1. März 2005 auf der Pressekonferenz eines Mobiltelefonherstellers. „Wir können mit den Themen Imaging, Entertainment und Enterprise bei unseren Kunden punkten. Lassen sie mich beim Thema Enterprise unsere neuen UMTS-Produkte nochmals vorstellen”.
OK, dass heißt, wenn ich ein Unternehmen repräsentiere (warum muss man eigentlich den englischen Begriff nehmen, wenn es sogar mehrere gute Deutsche gibt?), sollte ich die UMTS-Handys einsetzen? Warum?
Hmm, mal schaun, was die Teile für „Business-Funktionen” besitzen. Welche Merkmale bringen mir einen Wettbewerbsvorteil, welche Eigenschaften helfen mit bei meinem Kerngeschäft?
Handy 1: „Das Handy 1 ist ein elegantes 3G-Mobiltelefon mit allen Funktionen, um die besten mobilen Dienste genießen zu können. Es bietet bei weltweiter Netzabdeckung mobile Unterhaltung mit Video, Musik und Spielen sowie eine multidirektionale Kamera.”
Handy 2: „Das Handy 2 ist ein 3G-Telefon mit Megapixel-Kamera und zahlreichen Funktionen. Nutzen Sie die neuesten mobilen Dienste wie Videoanrufe, Media-Streaming und mobiles Breitband-Internet.”
Wir haben hier also 2 Handys die über eine Kamera verfügen, Videos und Musik abspielen können und auch noch Inhalte über das Internet herunterladen können. Suuupa. Toll. Und wie hilft mir das, den Monat noch 1.000 Stück meiner Ware zu verkaufen? GAR NICHT, oder?
OK, i-Tüpferlreiter kommen jetzt mit dem Argument, dass ich ja mit UMTS überall Breitband-Internet habe. Klar. Überall? Wirklich?
A1 meint da z.B. ganz was anderes:
UMTS-Versorgung für 50% der Bevölkerung Österreichs (Stand Mitte Mai 2004)Das heißt, ich hab UMTS dort, wo ich auch gute Chancen habe, ein WLAN zu finden - entweder in Form eines offenen Access Points oder sogar einen offiziellen Hotspot
Alle Städte mit mehr als 10.000 Einwohnern (Ausnahme Bundesland Salzburg)
Zawos brauch ich da UMTS ????
OK, abgehakt. Nächstes Thema: „Offene Standards”
Titel einer der tollen Folien: „Intuitive Bedienung durch offene Standards”. Aha. Interessant. Grübel? Was meinen die? Gibt es einen offenen GUI-Standard für Handys, von dem ich noch nix weiß?
OK, 10 Minuten später weiß ich, was der Präsentatator damit meinte. Das heißt nix anderes, als dass ich eine proprietäre Software, die es aller Voraussicht nach nur für das proprietäre Betriebssystem Windows geben wird, benötige, um meine CDs zu rippen und als MP3 oder AAC auf das Handy zu schicken.
Und, lieber Hersteller, MP3 ist auch kein offener Standard und schon gar nicht „frei”. Man muss eine Lizenz erwerben, wenn man ein Produkt verkauft, dass MP3 en- oder decodiert.
Auch für Advanced Audio Coding (AAC) braucht man eine kostenpflichtige Lizenz. Mir kommt vor, dass dieser Hersteller eher in Microsofts Richtung tendiert, was den Begriff „offen” betrifft.
Dass dieses tolle, auf offenen Standards basierende Softwaretool mit durch DRM-Methoden verstümmelten Soundfiles und den bekannten Un-CDs wahrscheinlich nix anfangen kann, braucht man wohl nicht extra erwähnen, oder?
Wenn Ihr schon offene Standards propagieren wollt, dann unterstützt doch Ogg Vorbis von Haus aus, wie wärs?
Und weil wir gerade dabei sind: Liebe Presseleute, wenn Ihr schon unbedingt Videos in Eure Präsentationen einbauen müsst, dann bitte keine happy touchy-feely Flicks aus den USA, in denen Booey Bubblehead uns die tollen Vorzüge der Handys erklärt. DANKE!
Diesen Text findest Du auch auf Cargal.org.
Tagged as: mITtendrin | Author: Martin Leyrer
[Freitag, 20050304, 15:45 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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