Ein QR-Code macht noch keinen Grünen Pass

Liest mensch sich die Pressemeldungen zum Grünen Pass (die von dem Medien zumeist unreflektiert von der APA übernommen wurden) durch, so mag der Eindruck entstehen, dass diese QR-Code die beste Erfindung seit geschnittenem Brot und noch paradigmenwechselnder, innovativer und alternativloser als Blockchains sind.

Wie und wann der grüne Pass starten soll:

Rund zwei bis drei Wochen später soll er dann national via gemeinsamen QR-Code umgesetzt werden, danach heißt es auf die europäische Lösung warten.

Geplant ist laut Kanzleramt, dass die unterschiedlichen Nachweise so rasch wie möglich in einem QR-Code gebündelt werden.

Grüner Pass mit QR-Code startet diese Woche ohne Geimpfte:

Der elektronische Grüne Pass mittels QR-Code soll Ende dieser Woche umgesetzt werden - allerdings vorerst noch nicht für Geimpfte.

Eine Erweiterung des Nachweises mittels QR-Code im EU-Standard erfolgt in einem nächsten Schritt.

So funktioniert der Grüne Pass für Getestete

Die ersten Zertifikate mit EU-konformen QR-Codes können für getestete Personen bereits seit Donnerstagvormittag digital erstellt und abgerufen werden.

Das „lustige” für IT-affine Menschen an diesen Meldungen ist die Tatsache, dass der „QR-Code” selber genau nichts von all dem macht/bietet/verspricht/umsetzt, was ihm in den Texten angedichtet wird. Aber es ist einfacher, auf die technisch aussehenden Klötzchengrafiken zu zeigen und „Da! Sicher! Digital! (Hinter Dir, ein dreiköpfiger Affe)” zu rufen, als den Menschen zu erklären, wie der „Grüne Pass” tatsächlich funktioniert. Nämlich eigentlich ganz ohne der Bequemlichkeitsfunktionalität des QR-Codes.

 


 

Zwar gilt Wikipedia gerade im deutschsprachigen Raum nicht immer als zitabel, aber im Falle des QR-Codes ist sie ausreichend genau. Sie führt zum QR-Code folgendes aus:

Der QR-Code besteht aus einer quadratischen Matrix aus schwarzen und weißen Quadraten, die die kodierten Daten binär darstellen.

Und mehr steckt nicht dahinter. Ein QR-Code ist einfach eine seit 1994 existierende Methode, Daten (z.B. Text, URLs, …) graphisch darzurstellen, zu „encoden”. Wir kennen das schon aus anderen Bereichen: „SOS” kann auch als „… - - - …” dargestellt werden, „ß” auch mal als „�” und beispielsweise ein „a” als „97”, „0x61”, „0o141” oder „&97” (Stichwort ASCII-Tabelle).

Ein QR-Code ist also einfach eine spezielle Methode, Daten wie zum Beispiel Texte, effizient und fehlerkorrigierend so grafisch darzustellen, dass sie auch korrekt gelesen werden können, wenn Teile des Codes abgedeckt/beschädigt sind. Und das „tolle” an diesen QR-Codes ist, dass sie durch Computer mit Kameras („Handy” – hint, hint) einfach gelesen und decodiert werden können und so den BenutzerInnen das langwierige, fehlerbehaftete Abtippen von Text, URLs, etc. ersparen können.

Der QR-Code ist sogar so simpel, dass es dafür zahlreiche Online-Generatoren gibt. Es braucht also nicht einmal Programmierfähigkeiten, um diesen QR-Code zu erstellen. Ein Webbrowser reicht aus. Hier ein paar Beispiele:

„leyrer als QR-Code:
qr-code leyrer
und gescannt am Handy:
scan-code leyrer

 

Der Link „https://www.youtube.com/watch?v=Lrj2Hq7xqQ8” als QR-Code:
qr-code YouTube
und gescannt am Handy:
scan-code YouTube

 

Die PGP-Signatur der Windows-Version des Tor-Browsers V 10.0.17 als QR-Code:
qr-code Tor-Browser
und gescannt am Handy:
scan-code Tor-Browser

 
Ihr seht schon, so einem QR-Code ist es komplett egal, was er speichert und er hat genau null eigene Intelligenz. Seine einzige Aufgabe ist es, den BenutzerInnen das Abtippen von langen Texten zu ersparen. Er nimmt uns also, wie das Computer so machen sollten, Arbeit ab. Er ist ein Bequemlichkeitsfeature.

Und damit versteht Ihr vielleicht langsam meinen Unmut über die Texte in der APA und den Medien. Die technische Umsetzung, einen mit IT Mitteln überprüfbaren Test/Impfnachweis zu generieren, braucht erst mal andere Lösungen, deren Ausgabe dann (auch) als QR-Code darstellbar ist. Der QR-Code vereinfacht vor allem das Einlesen der Daten des Ausweises, aber er ist sicher nicht der Pass bzw. dessen technische Umsetzung. Aber für Print- und Bewegtbild-Medien ist so ein QR-Code halt super, weil er „technisch” aussieht, Kompetenz und Fortschritt symbolisiert, …

Was macht aber nun den Grünen Pass technisch aus? Das hat die EU eigentlich sehr schön dokumentiert. Aber das ist ein Thema für einen anderen Blogpost.

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[Montag, 20210614, 23:12 | permanent link | 0 Kommentar(e)

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