Die tatsächlichen Treiber hinter dem Microsoft Office XML-Format
Die neuen, auf XML basierenden, Dateiformate von Microsoft sind ja, so das Unternehmen in seinen Aussendungen, Präsentationen, etc., die beste Erfindung seit geschnittenem Brot. So heißte es etwa:
Das neue standardisierte offene Office Format Open XML ermöglicht kleinere und robustere Dokumente, die sich mühelos in andere Systeme integrieren lassen.
Über die Eigenschaftswörter „standartisiert” und „offen” lachen wir später, OK?
Die Spezifikation von OOXML (so Microsofts Abkürzung für Office Open XML) ist 6.000 (in Worten: sechstausend) Seiten lang! Das sieht ausgedruckt so aus:
Ein Teil dieser Spezifikation ist auch OMML (Office MathML), Microsofts Version eines Standards, den es in der Form des W3C-Standards MathML bereits gibt. Als Begründung, warum Microsoft einen eigenen Standard benötigt, schreibt Microsoft-Mitarbeiter Murray Sargent in seinem Blog:
The main problem is that Word needs to allow users to embed arbitrary span-level material (basically anything you can put into a Word paragraph) in math zones and MathML is geared toward allowing only math in math zones. A subsidiary consideration is the desire to have an XML that corresponds closely to the internal format, aiding performance and offering readily achievable robustness.
Allein schon die Chuzpe, das „ECMA Math” zu nennen, schlägt IMHO dem Fass den Boden aus. Lustig/Interessant finde ich allerdings, dass hier ganz klar gesagt wird, dass bei der Erstellung des XML-„Standards”, die optimal e Unterstützung der Microsoft-Produkte wichtiger als alle anderen Überlegungen waren. Das erklärt, wie die 6.000 Seiten zusammen gekommen sind.
Die HTML 4.01 Spezifikation hatte nur 389 Seiten und schon hier gibt/gab es zwischen den Browserherstellern Unterschiede in der Implementierung. Und jetzt sollen Programmierer auf der Basis von 6.000 Seiten Spezifikation Anwendungen schreiben, die mit der Spezifikation und damit Microsofts Produkten 100%ig kompatibel sind? ROTFL!
Und ich spreche hier von Spezifikationen, bei denen es nicht einmal Microsoft schafft, den Überblick zu behalten. So lassen sich etwa mathematische Formeln nicht 1:1 von Word 2007 in PowerPoint 2007 übernehmen. Anstelle der gepriesenen toll gerenderten Formeln im OMML-Format wird eine Grafik an PowerPoint übergeben.
Word 2007:
PowerPoint 2007:
Lustig zu sehen, dass die 6.000 Seiten Spezifikation nicht einmal Microsoft-intern komplett implementiert werden können.
Impulsgeber: Why Microsoft’s argument to support two Office XML standards for freedom of „choice” rings hollow to me…
Tagged as: mathematik, microsoft, office2007, rant | Author: Martin Leyrer
[Sonntag, 20070624, 18:05 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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