Allerliebste Tage in St. Pölten

Nachdem ein guter Freund von mir das Lovely Days Festival im Jahre 2006 so hoch gelobt hatte, beschlossen SWMBO heuer ebenfalls das Festival zu besuchen, schließlich klang das Lineup nicht so schlecht. Unser Freund besorgte ein Hotel im Zentrum von St. Pölten und in einem 6-Personen Taxi ging es gegen 11:45 zum Festivalgelände.

Clock 12 standen wir vor dem Eingang, nachdem laut Vorverkaufsticket zu diesem Zeitpunkt der Einlass beginnen sollte. Und unser Freund hatte uns ja vorgewarnt, dass sich der Einlass bei den Lovely Days „zaht” und nachdem wir Bluespumpm – die erste Band – hören wollten, dachte wir uns, wir kommen früher.

Guter Plan, leider machten uns die Veranstalter und die Security einen Strich durch die Rechhnung. Da es nur vier Eingänge gab, an denen gelangweilte, unfreundliche Security-Fuzzis eine einer Geschwindigkeit, die man sonst nur von Beamten kennt, einen nach den anderen auf das Gelände ließen und außerdem erst um 12:30 mit dem Einlass begonnen wurde, sahen wir von Bluespumpen noch genau die Schlussverbeugung um 13:30. Super, oder?

Ein erster Rundgang über das Gelände offenbarte dann noch mehr „Mängel”. Die Hälfte des Arealls bestand aus einer Stein- und Betonwüste, die man erst einmal überqueren musste, um zum tatsächlichen Gelände zu kommen. Aber auch die angekündigten kulinarischen Genüssen konnte ich nicht finden.

So fand ich weder den angekündigten „Festival Biergarten” – der letztes Jahr sehr gemütlich gewesen sein soll – noch das Orientalische Zelt mit Tee und Shishas oder die „Festival Barbecue World”.

Die angekündigte thailändischer, chinesischer und italinienische Küche sowie die besten Schmankerln aus Österreich entpuppten sich als lieblose Nudelgerichte und Pizzaschnitten. Und anstelle der Österreichischen Schmankerln durfte man an den Verkaufsständen der aus Deutschland angereisten „Köche” viel Geld für Thüringer Bratwürste, Dänische Hot-Dogs und „Pfannenfrikadellen” (in Österreich: „Fleischlaberln”) ausgeben. Ich frag mich schon, wie der österreichische Veranstalter eines österreichischen Festivals auf die Idee kommt, germanische Gastro-Dienstleister zu verpflichten. Bei der Entscheidungsfindung können nur finanzielle und/odersexuelle Gefälligkeiten den Ausschlag gegeben haben und nicht das Wohl der Besucher. Anders kann ich mir das nicht vorstellen, weil zufriedene Kommentare habe ich zu dem Thema nicht gehört. Und unverständlich ist mir diese Entscheidungs sowieso. Mit dieser Zielgruppe hätte er 10 Euro pro Person mehr verlangen können und dafür ein etwas höherwertiges Catering mit ein paar Siutzgelegenheiten bieten können.

Auch bei der Programmplanung hatten die Veranstalter ein „unglückliches Handerl”, um es mal freundlich zu formulieren. Die Fr. Vega – die IMHO sowieso nicht zum Festival passte – auf der großen Bühne spielen zu lassen, während Colloseum in der kleinen Halle werkte war keine gschickte Entscheidung. Aber noch viel schlimmer war die Entscheidung der Veranstalter, Jethro Tull – die doch bekannt sind und daher die Massen anziehen in die kleine Halle zu verbannen, während draußen Barclay James Harvest vor überschaubarem Publikum spielte.

Nachdem schon bei Colosseum die Luft schlecht war, und SWMBO sowieso eher ein BJH Fan ist, haben wir uns (glücklicherweise) Jethro Tull nicht angesehen. Die Leute müssen in der Halle B wie die Sardinen geschichtet gewesen sein. IMHO hat hier die Planung, aber auch die Menschenlenkung mit Gattern, etc. in keinster Weise funktioniert. Abgesehen davon, dass ich es als zahlender Besucher als eine Frechheit empfinde, wenn ich (aus verständlichen feuerpolizeilichen Gründen) nicht mehr in eine Halle darf, um eine Band zu sehen, für die ich bezahlt habe.

Aber abgesehen davon, dass die Beschilderung am Gelände quasi nicht vorhanden, das Essen und die Planung schlecht, keine Sitzmöglichkeiten vorhanden und die Halle zu klein war, was das Festval musikalisch eine feine Sache – auch wenn das Wetter erst gegen Abend besser wurde.

Die erste Band, die wir sehen konnten, nachdem uns der Einlass um Bluespumpen gebracht hat, waren „Andy Scotts Sweet” aka. „The Sweet”. Die älteren Herren mit ihren Gnackwiesn (waren die echt oder Perücken?) lieferten eine unterhaltsame Show ab, bei der man durchaus den Eindruck bekam, dass es nicht nur um das Geldverdienen, sondern auch um den Spaß ging. Zu hören gab es natürlich auch die Gassenhauer Ballroom Blitz (die Jüngeren werden eher diese Version kennen), Fox on the Run und natürlich Love is Like Oxygen.

Auch Blood Sweat & Tears haben auf der Hauptbühne eine gute Show abgezogen. Der Sänger sah zwar so aus, als wäre er einer Sopranos-Folge entsprungen, aber Musik und Show waren gut, ohne, dass die älteren Herren peinlich gewirkt hätten. Zu hören gab es More and More, God bless the child, You’ve Made Me So Very Happy und natürlich Spinning Wheel.

Die erste Entscheidung des Tages fand dann zwischen Suzanne Vega (Luka, Toms’s Diner) und Colosseum feat. Barbara Thompson statt. Wir entschieden uns für die Halle, nutzten dort allerdings einen Absatz beim Eingang, um unsere Füße etwas zu schonen. Akkustisch ist aber auch bei Colosseum die Post abgegangen.

Nachdem wir aber bereits hier mitbekommen haben. dass die Ordner mit dem Besucherstrom nicht wirklich fertig wurden (Zu- und Abgang wurden erst nach dem ersten Ansturm getrennt), haben wir uns dann entschlossen, Jethro Tull in der Halle auszulassen und uns stattdessen Barclay James Harvest feat. Les Holroyd im Freien anzuhören. Und wir wurden nicht enttäuscht. Die Herren lieferten eine tolle Show ab. Die „BJH? Kenn ich nicht” Kollegen kannten sie dann bei Titeln wie Mockingbird, Hymn und Live is for Living doch noch.

Uriah Heep (Easy Livin, Lady in Black) haben wir dann ausgelassen und uns stattdessen auf Empfehlung unseres Freundes Ten Years After angesehen. Oida haben die gerockt!

Die Gründungsmitglieder Leo Lyons, der ewige Lächler am Bass, Rioc Lee (Schlagzeug) und Chick Churchill (Keyboard) haben zusammen mit Joe Gooch, der seit 2003 Alvin Lee (Gesang, Gitarre) ersetzt das Haus gerockt. Schneller, guter Bluesrock mit Soli und einem treibenden Rythmus, das hat Spaß gemacht. Zu hören gab es u.a. Love like a man und natürlich I’m Going Home.

Krönender Abschluss waren natürlich „Riders on the Storm” - 50 Prozent der legendären „The Doors”. Robby Krieger (Gittare) und Ray Manzarek (Keyboard) versuchten zusammen mit Brett Scallions (Gesang) das legendäre Doors-Feeling wieder aufleben zu lassen. Und es gelang ihnen IMHo nur tweilweise. Manzareks Keyboard war für meinen Geschmack etwas zu metallisch und ließ den runden, weichen Doors-Sound vermissen und Scallions hat sich IMHo zu sehr auf die Körpersprache von Morisson konzentriert und die Stimme vernachlässigt. Einzig bei Five to One hatte man den Eindruck, dass es sich wirklich um die Doors handelt. Hinzu kam, dass die Doors mit der Sperrstunde um 1 Uhr früh zu kämpfen hatten – die Zugaben wurden gleich integriert, die Interaktion mit dem Publikum auf ein Minimum reduziert, damit sie möglichst viele Songs spielen konnten.

Das i-Tüpfelchen war natürlich die besch… Organisation der versprochenen Shuttles. Um 01:30, war kein Shuttle mehr zu sehen, obwohl diese bis eine Stunde nach Konzertende hätten fahren sollen. Wir haben uns ja zum Glück bereits vorab ein Taxi gesichert, nachdem wir das fast erwartet haben. Interessant war auch, dass das Hotel, in dem nur Festivalbesucher einquartiert waren, Frühstück nur bis 9 Uhr Früh angeboten haben – willkommen im flexiblen Österreich.

Fazit: Musikalisch ein tolles Konzert, organisatorisch eigentlich nur eine Schande. Da fragt man sich schon, wie jemand, der das Nova Rock auf die Beine stellen kann, bei so eine kleinen Festival quasi versagt. Für all jene, die dem Veranstallter ihre Meinung sagen wollen, hier die Kontaktdaten, da auf der Festival-Homepage kein Impressum zu finden ist:
NOVA MUSIC ENTERTAINMENT GmbH
Michael Koch Strasse 5
7210 Mattersburg
Tel.: +43 2626 65601
Fax: +43 2626 65601 4
Geschäftsführer: Ewald Tatar
Firmenbuchnummer: FN 254054i

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[Montag, 20070709, 13:48 | permanent link | 1 Kommentar(e)

Nau servas, Werbung klingt anders ;-)
Hoffentlich, dass das Heidenspass Festival, wo meine Wenigkeit sich hinbegeben wird besser organisiert sein wird.

Potassium 2007-07-09 22:32

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