ÖBB starten Videoüberwachung im Zug
Die ÖBB starten die Videoüberwachung in den Talent-Nahverkehrszügen. Auf der Pilotstrecke der Wiener S 45 sind die Kameras bereits in einigen Talent-Zügen scharf geschaltet. […] Dies soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöhen und zum anderen eine abschreckende Wirkung auf Kleinkriminalität und Vandalismus haben.
Frage 1: Auf welche Zahlen/Studien/forschungen bezieht sich die ÖBB bei der Aussage soll das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste erhöhen
? Ich persönlich fühle mich, wenn hinter der Kammera kein Mensch sitzt der einschreiten könnte, nicht sicherer.
So schreibt etwa das Institut für kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg in einer Studie: Videoüberwachung senkt nicht zwingend ein subjektives Unsicherheitsgefühl, vielmehr werden Kameras als Element wahrgenommen, das auf Unsicherheit hinweist.
Frage 2: eine abschreckende Wirkung auf Kleinkriminalität und Vandalismus haben
Wunschdenken oder gibt es zu der abschreckenden Wirkung auch zahlen. Auch hierzu gibt es ein schönes Zitat des Instituts für kriminologische Sozialforschung der Universität Hamburg: Hinsichtlich der Wirkung ist aber festzustellen, dass eine abschreckende Wirkung nicht in dem Maße stattfindet, wie offensichtlich gewünscht und propagiert.
Dr. Leon Hempel vom Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin: In Großbritannien hatte man gedacht, dass durch die Videoüberwachung die Kriminalität um bis zu 80 Prozent zurückgeht. Tatsächlich liegt die Quote aber nur bei vier Prozent
.
Auch in Hinblick auf Großereignisse wie die Fußball-EM in einem Jahr ist die Videoüberwachung eine wichtige Maßnahme im Rahmen des Sicherheitspakets.Ich hab nur zum Thema „Videoüberwachung” weder was beim Schweizerisch-österreichischen Rahmenkonzept Sicherheit UEFA EURO 2008, noch im Pressepapier „Keine Chance den Hooligans” oder im „Expert Evaluation Report” der Internationalen Expertenkommission die Österreichs Sicherheitskonzept für die EURO 2008 evaluiert hat, gefunden. Ganz im Gegenteil. In diesem report heißt es:
Enhanced measures in this area, such as increased patrolling of „Hot Spots” (shopping malls, shopping miles, Public Viewing sites, etc.) will also contribute to security during the event; increased police presence will certainly also deter a number of potential offenders.Nix mehr Kameras, mehr Polizisten auf den Straßen!
Auf orf.at hab ich in der entsprechenden Meldung auch noch einen „tollen” Satz gefunden: Sicherheitsmaßnahmen wie diese seien mittlerweile internationaler Standard, hieß es von den ÖBB.
ROTFL. Beste Argumentation ever! Und wenn alle aus dem Fenster springen, springt das Management der ÖBB gleich hintennach? Da fragt man sich IMHO nur noch, ob es sich um Gruppenzwang oder das Hoffen auf eine Selbsterfüllende Prophezeiung handelt.
Presseaussendung der ÖBB
Surveillance Studies – Das Forschungsnetzwerk zu Überwachung, Technologie und Kontrolle
Tagged as: rant, security theater, öbb | Author: Martin Leyrer
[Mittwoch, 20070725, 22:43 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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