1984 war NICHT als Handbuch gedacht -- Big Brother Awards Austria 2007
Am Vorabend des Nationalfeiertages wurden in Österreich die Big Brother Awards Austria 2007 vergeben. Am 25. Oktober trafen sich im Rabenhoftheater die Vertreter zahlreicher Medien, Bürgerrechtsvertreter und Sympathisanten, um durch die Verleihung dieser Neagtovauszeichnung auf Thematiken wie Datenschütz, Verlust der privatsphäere, etc. hinzuweisen.
Die Preisträger der österreichischen Big Brother Awards 2007 sind:
Kategorie „Business und Finanzen”
- Heinrich Frey, Taxi-Innung: Videoüberwachung in Taxis
„Unauffällig, leicht und diskret zu installieren” nimmt ein Mini-Digitalrekorder entweder dauernd oder mit Bewegungsmelder auf, was so im Wagen passiert. Kosten: Knapp über € 400,- inklusive Hilfe bei lästigen Formalitäten für die Datenschutzkommission. Versichert wird, dass die Daten nach 48 Stunden gelöscht werden, Garantien gibt es nicht. Für die Jury war das ein besonders krasses Beispiel, wie Schritt für Schritt die totale Ãœberwachung in einem vordem doch sehr privaten Bereich eingeführt wird.
Kategorie „Politik”
- Unterrichtsministerin Claudia Schmied [SPÖ]: Bildungsdatenbank bleibt verknüpfbar
Als man noch in der Opposition war, hatte die SPÖ das Bildungsdokumentationsgesetz als „überschießend, unzumutbar” und „absoluten Skandal” bewertet. … Als die neu zuständige Ministerin Claudia Schmied antrat, um das jahrelang heftig umstrittene Gesetz zu sanieren, wurde ein Novellenentwurf vorgelegt, der neben etwas Verbesserungskosmetik sogar Verschlechterungen beim Rechtsschutz der Schüler und Datenzugriffsrechte für noch mehr Behörden vorsah.
Da gut eine Woche vor den BBAs eine entschärfte Version den Ministerrat passierte, wurde der Preis nicht verliehen, sondern „für 2009 in Evidenz gehalten”. Ein Faktum, das es leider nicht in so manche vorbereitete Agenturmeldung und damit auch nicht in die „Berichte” der Online-Medien geschafft hat. Kategorie „Behörden und Verwaltung”
- Peter van der Arend [KPN]: Datamining-Standards für Telekomverkehrsdaten auf chinesische Art
Im European Telecom Standards Institute, wo vom Festnetz über GSM bis UMTS alle gültigen Standards für digitale Telefonie erarbeitet wurden, beschäftigt sich ein technisches Komitee ausschließlich damit, all diese Netze einheitlich überwachbar zu machen. … Was Datenschützer stets befürchtet und Politiker stets abgestritten haben, wird gerade technisch normiert: Systematisches Data-Mining in den Verkehrsdaten aller Telefonieteilnehmer.
Kategorie „Kommunikation und Marketing”
- Anthony E. Zuiker, C.S.I.-Autor: Aushebelung von Bürgerrechten als Unterhaltungsprogramm
Die C.S.I.-Serien präsentieren Rasterfahndung, DNA-Analysen und die Aushebelung von Bürgerrechten unkritisch, verharmlosend und gefährlich einseitig. CSI diente in den letzten Jahren als Prototyp einer ganzen Reihe weiterer ähnlich gelagerter Fernsehserien, in denen die Rechte der Bürger im Allgemeinen und der Verdächtigen im Speziellen in erster Linie als ermittlungsbehindernd dargestellt werden.
Sehr Unterhaltsam war hierzu die Laudatio von Gerald Votava mit seiner „exzellenten” englischen Aussprauche. ;) Kategorie „Lebenslanges Ärgernis”
- Hans Dichand: Ein Leben als Manipulator der Republik
In den fast 50 Jahren seiner Regentschaft verstand er es mit seiner Zeitung die Politik und öffentliche Meinung in Österreich mehr als einmal entscheidend zu manipulieren. Die Krone erreicht etwa jede zweite Person im Land. Nicht selten ist die Krone daher der Treibstoff hinter der Volksmeinung.
Kategorie „Publikumspreis”
- Innenminister Günther Platter [ÖVP]
Die Teilnehmer an der jurylosen Volkswahl entschieden sich mehrheitlich für den österreichischen Minister für Inneres Günther Platter.
„Ursache” hierfür dürfte unter anderem die Idee, so genannte Hooligans während der Fußball-EM ohne konkreten Anlass und unter Strafandrohung auf Polizeiwachstuben vorzuladen (präventive Anhaltung) gewesen sein. Aber auch mit der geistlose Nachahmung der deutschen Idee eines Bundestrojaners hat sich der Innenminister in die Herzen der Fans „gespielt”.
Ein Blick auf die Nominierungen zahlt sich aber auch im Nachhinein aus, sind die Preisträger doch nicht die Einzigen, die sich heuer rund um das Thema Datenschutz negativ ausgezeichnet haben.
Der Event selber war sehr gut organisiert, lediglich die „Sicherheitskontrollen” beim Eingang sorgten für einige Verzögerungen. Professioneller Ablauf, ein nettes Rahmenprogramm und interessante Laudationen sorgten für Stimmung in dem bis zum letzten Platz gefüllten Rabenhof. Einige Besucher musst aufgrund der feuerpolizeilichen Bestimmungen sogar abgewiesen werden. Wird nächstes Jahr die Stadthalle für den Event angemietet?
Tagged as: 2007, big brother awards, privacy, österreich | Author: Martin Leyrer
[Montag, 20071029, 15:23 | permanent link | 2 Kommentar(e)
Kategorie „Kommunikation und Marketing” ist doppelt angeführt.
Danke, fixed.
Comments are closed for this story.