EU: Definieren sie „verbraucherfreundlich”
Flattert mir eine EU-Presseaussendung ins Haus: „Kommission sieht Bedarf für einen stärkeren und verbraucherfreundlicheren Binnenmarkt für Online-Musik, -Filme und -Spiele in Europa”. In dieser heißt es:
Die Europäische Kommission hat heute entschieden, der europäischen Branche für Online-Inhalte neuen Schub zu geben. EU Bürger sollen in den Genuss eines einfacheren und schnelleren Zugangs zu einer reichen Auswahl an Musik, TV-Programmen, Filmen oder Spielen via Internet, Handy und anderen mobilen Geräten kommen. Die Kommission fordert daher die Inhalteindustrie, Telekom-Unternehmen und Internet-Diensteanbieter auf, eng zusammen zu arbeiten, um mehr Inhalte online zur Verfügung zu stellen
…
Laut Studien der Kommission könnte ein wahrer Binnenmarkt ohne Grenzen für kreative Online-Inhalte die Wettbewerbsfähigkeit von Europas Musik-, Film- und Spiele-Industrie beträchtlich stärken und eine Vervierfachung der Einkommen der Branche bis 2010 ermöglichen, wenn klare und verbraucherfreundliche Maßnahmen durch die Industrie und die öffentliche Hand ergriffen werden
Hey, könnte man sich da denken. Die EU setzte endlich auch mal Aktionen FÜR ihre Bürger. Aber nein, wo denken Sie hin. Die Sache hat natürlich einen Pferdefuß:
Europas Inhalte-Branche leidet unter ihrer rechtlichen Zersplitterung, unter dem Mangel an klaren, verbraucherfreundlichen Regeln für den Zugang zu urheberrechtsgeschützten Online-Inhalten und unter ernsten Streitigkeiten der Beteiligten über grundlegende Belange wie Kopieabgaben und Privatkopien”, sagte Viviane Reding, Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien.
…
Die Kommission will daher einen Rahmen für die Transparenz von DRM-Systemen bezüglich Interoperabilität verschiedener DRM-Systeme festlegen, und sicherstellen, dass der Verbraucher angemessene Informationen über Nutzungsbeschränkungen heruntergeladener Inhalte und die Interoperabilität verwandter Online-Dienste erhält.
Liebe EU-Kommission, sg. Fr. Reading: DRM ist TOT !!!
Normalerweise übernimmt die EU ja jeden Schrott aus den USA (Flugdatenspeicherung, etc.), aber sinnvolles wie etwa DRM-freie Musik wie sie Sony BMG, Warner Music Group, EMI, und Vivendis Universal Music Group in den USA bereits anbieten, wird nicht unterstützt. Von einem „vorpreschen” der EU, DRM-Freiheit auch gleich für Online-Videos sowie die neuen HD-Formate zu fördern, will ich ja nicht mal träumen.
Und im Vergleich zur Medien-Lobby werden die zur Mitarbeit aufgerufenen Verbraucherorganisationen (Arbeiterkammer und Co.) für uns Konsumenten wohl nichts ausrichten.
Mittlerweile gibt es einen offenen Brief an Fr. Reading, den man online unterzeichnen kann, in dem sie aufgefordert wird, ihr Pro-DRM Statement zurückzuziehen.
Tagged as: drm, eu, rant | Author: Martin Leyrer
[Sonntag, 20080106, 00:16 | permanent link | 0 Kommentar(e)
Comments are closed for this story.