Googles neuer Browser und die Privatsphäre, Teil 2
Ich war wohl gestern etwas zu schnell, als ich mir Googles EULA und Feature-Liste angesehen habe. Neben den bekannten Problemen und der Schwäche in Geograpie gibt es noch ein paar weitere Punkte, die man vor dem Einsatz von Google neuem Webbrowser beachten sollte.
All your content are belong to us!
Schaut man sich die Chrome Terms of Service genauer an, so stoßt man auf einen Absatz, der unter dem Strich bedeutet, dass Google mit den Inhalten, die man über den Webbrowser Chrome übermittelt (also z.b. via Webmail oder ein Blog) machen darf, was das Unternehmen will:11.1 You retain copyright and any other rights you already hold in Content which you submit, post or display on or through, the Services. By submitting, posting or displaying the content you give Google a perpetual, irrevocable, worldwide, royalty-free, and non-exclusive license to reproduce, adapt, modify, translate, publish, publicly perform, publicly display and distribute any Content which you submit, post or display on or through, the Services.
Google weiß, was gut für Dich ist
Google hat auch das Recht, die Daten die man über Chrome überträgt, zu ändern:8.3 Google reserves the right (but shall have no obligation) to pre-screen, review, flag, filter, modify, refuse or remove any or all Content from any Service.
…
11.3 You understand that Google, in performing the required technical steps to provide the Services to our users, may (a) transmit or distribute your Content over various public networks and in various media; and (b) make such changes to your Content as are necessary to conform and adapt that Content to the technical requirements of connecting networks, devices, services or media. You agree that this license shall permit Google to take these actions.
Werbung? Klar, jederzeit und überall
17.1 Some of the Services are supported by advertising revenue and may display advertisements and promotions. These advertisements may be targeted to the content of information stored on the Services, queries made through the Services or other information.
17.2 The manner, mode and extent of advertising by Google on the Services are subject to change without specific notice to you.
17.3 In consideration for Google granting you access to and use of the Services, you agree that Google may place such advertising on the Services
Integrierter Keyloger
Gestern ausgelassen habe ich den ersten Punkt der Google Chrome Privacy Notice:When you type URLs or queries in the address bar, the letters you type are sent to Google so the Suggest feature can automatically recommend terms or URLs you may be looking for. If you choose to share usage statistics with Google and you accept a suggested query or URL, Google Chrome will send that information to Google as well.
Andreas Krennmair fasst die Problematik in seinem Blog so zusammen:
Google Chrome zeigt bei Eingaben in der Adressleiste ein Verhalten ähnlich dem eines Keyloggers. Selbst Tippfehler, Korrekturen oder versehentlich eingegebene Daten (wem ist es nicht schon einmal passiert, z.B. Passwörter in einem falschen Eingabefeld eingegeben zu haben?) landen bei Google, und das noch dazu über eine unverschlüsselte Verbindung.
Wehe, wenn Microsoft früher sowas etwas auch nur geplant hätte. Bei Google ist das für viele aber anscheinend OK. Die regen sich eher/lieber darüber auf, dass es nur ein Flash-Plugin gibt.
Und von dem ersten Security-Exploit wollen wir ja gar nicht erst reden.
Tagged as: browser, chrome, datenschutz, google, privacy, privatsphäre, rant | Author: Martin Leyrer
[Mittwoch, 20080903, 20:34 | permanent link | 1 Kommentar(e)
Die EULA wurde inzwischen überarbeitet, die gesamte Kritik an Punkt 11 (Content License) ist daher hinfällig. Zumindest in der englischen Variante der EULA, in der deutschen ist er noch vorhanden.
Die ist aber sowieso nicht gültig, da "diese Übersetzung lediglich zum besseren Verständnis zur Verfügung gestellt wird. Ihre Beziehung zu Google wird ausschließlich durch die englischsprachigen Versionen der Bedingungen geregelt." Witzig aber in dem Zusammenhang, dass man vergeblich nach einem Link auf die englischsprachige Version der Bedingungen sucht.
Der Source steht übrigens unter einer BSD-ähnlichen Lizenz und hat keinerlei dieser EULA-Punkte. Freut sich, wer selbst kompiliert. Abgesehen davon das ist stark denke, dass nicht so heiß gegessen wird wie hineininterpretiert. Bei der Werbung steht z.B. durchaus dabei, dass es dabei nur um "some Services" geht. Und die Sache mit dem Keylogger betrifft wie auch geschrieben "if you choose to share usage statistics" - bleibt zu prüfen, ob es standardmäßig aktiviert oder abgedreht ist.
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