Unbekannte Begriffe - Heute: Wertschätzung
In einem lesenswerten Artikel zum Thema „Arbeitsbedingungen in der Schule” zitiert Peter Endig in der „Zeit Online” Egon Tegge, den Leiter des Goethe-Gymnasiums in Hamburg-Lurup:
„Wer als Lehrer in die gut ausgestatteten Büros eines Wirtschaftsunternehmens kommt und sieht, wie viel Wertschätzung man dort seinen Mitarbeitern allein durch die Größe und Ausstattung ihres Arbeitsplatzes entgegenbringt, der stellt sich schon die Frage, was er unserem Bildungssystem eigentlich wert ist”, sagt Tegge.
Ich weiß ja nicht, welche Wirtschaftsunternehmen Hr. Tegge besucht hat und eventuell ist ja Hamburg auch anders als Wien, aber diese Wahrnehmung deckt sich mit meiner nicht einmal minimal.
Der „bessere” Fall ist noch jener, dass Unternehmen eigentlich überhaupt nichts in den Arbeitsplatz investieren wollen und die MAs daher primär teleworken lassen. Müssen die MAs doch mal ins Büro gibt es kleine Einheitsarbeitsplätze, die jeden Tag wechseln. Ist das Wertschätzung?
Ãœblich ist aber – zumindest in größeren Unternehmen – dass die Wertschätzung sich durch die zugewiesenen Quadrameter pro MA und die Tischgröße definiert. Beides Werte, die jedes Jahr schrumpfen, sodass mittlerweile legebatterieähnliche Zustände erreicht werden. Verschärft noch durch den Trend, immer mehr Leute in ein „Zimmer” zu pferchen (Großraumbüros, Cubicals).
Für die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, die in ihren repräsentativen Büros sitzen, natürlich kein Problem. Wie ein Entwickler/Administrator in solch einer Umgebung allerdings produktiv arbeiten soll, darüber zerbrechen sie sich nicht den Kopf.
Eine „Wertschätzung” der Mitarbeiter findet hier schon lange nicht mehr statt, handelt es sich doch durch eine austauschbare, homogene Masse.
Schade, dass die Damen und Herren GF/CEO/… wahrscheinlich nie Joel Spolskys Blogeinträge Bionic Office und A Field Guide to Developers lesen werden.
Aber wozu soll man auch etwas wertschätzen, was man man sowieso einfach austauschen kann. (Und ja, bei dem Thema wirke ich etwas verbittert.)
Tagged as: büro, office, rant | Author: Martin Leyrer
[Sonntag, 20100425, 10:13 | permanent link | 1 Kommentar(e)
Ach,
wie ich so 1/2 durch war dachte ich an Joel Spolsky und seine Büros... so sollte es sein. Zum Glück hast du Joel erwähnt... jetzt im Moment denke ich traurig daran... Blick über den Hudson-River, eigenes Office, 2x30' LCD Display...
Stop, zurück in die Wirklichkeit, Großraumbüro, Blick in die Betonwand des Nachbargebäudes, 14' Laptop....
Liebe Grüße,
Mike
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