#incommunicado - dem Michel Reimon sein Buch
When the law break in
How you gonna go?
Shot down on the pavement
Or waiting in death row
– „Guns of Brixton”, The Clash
Ich schätze den Michel Reimon ja sehr, auch wenn wir bislang kaum direkt etwas miteinander zu tun hatten (Twitter und so halt, aber das zählt ja nicht ;). Mit seinem Roman-Manuskript (Buch im klassischen Sinne ist es ja keines), hab ich mir im Vorfeld trotzdem schwer getan. Ein Buch in deutscher Sprache (ich lese fast ausschließlich englischsprachige „Bücher”). Und dann auch noch ein „politischer Roman”. Uffz.
Nachdem #incommunicado dann doch fast 3 Wochen am Kindle herumlungerte, hab ich mich endlich aufgerafft und hineingelesen. Und was soll ich sagen – ich hab es in zwei „Lesungen” verschlungen.
Michel beschreibt #incommunicado so:Ich habe einen politischen Roman geschrieben, weil ich etwas zu sagen hatte: Über unsere Kultur, unsere Medien, unsere Demokratie.
Für mich ist #incommunicado ein Samba-Ska-Punk-Rock-Politik-Geschichts-Roadmovie. Mit mehr, besseren und interessanteren Geschichtslektionen, als sie mir meine Mittelschullehrer jemals vermitteln konnten. Man merkt, dass sich Michel mit dem Thema intensiv auseinander gesetzt hat.
Tom und Horst haben die Handlung schon schön zusammengefasst, da brauch ich das nicht nochmal durchkauen. Wer sich für Musik, Musikgeschichte, Urheberrecht, Musikbusiness interessiert, wird mit dem „Buch” seine Freude haben.
Mich erinnerte #incommunicado an die Bücher von Cory Doctorow und Neal Stephenson. An Cory, weil der in seinen „Young Adult Novels” (Little Brother, Makers) gerne aktuelle Themen in eine spannende Handlung packt. Und an Hr. Stephenson, weil der historische Begebenheiten gerne in seine Romane (The Baroque Cycle, Cryptonomicon) einbaut. Und beides hat Michel in seinem Buch, meiner Meinung nach durchaus gelungen, vereint. Einziger „Kritikpunkt”: Manche Teile hätten ein paar Iterationen mit einem Lektor/Editor nötig, damit es „geschmeidiger” wird.
Und da Michel sein Buch selber unter einer CC Lizenz veröffentlicht hat (wie es auch Cory Doctorow macht), anstatt es auf der Festplatte vermodern zu lassen, kann man auch noch mehr draus machen. Was mir bei der Lektüre zu Beispiel sofort abgegangen sind, waren Verweise zu den diversen Zitaten. Sowohl was die Musik betrifft, aber auch zu den historischen Fakten und Geschichten.
Vielleicht finden sich ja ein paar Schulklassen, … die den Text im Rahmen eines Projekts hernehmen, bearbeiten und wieder online stellen – mit Links zu Gedichtstexten, unbeabsichtigten Plagiaten oder dem Druckprivileg. Man könnte das Buch aber z.B. auch auf eine PirateBox laden und zur Anti-ACTA Demo am Samstag mitbringen.
Für alle, die sich aufgrund der ACTA-Thematik mit Urheberrecht, … auseinandersetzen wollen, bietet #incommunicado einen „weichen” Einstieg. Für alle, die sich mit dem Themenkreis bereits intensiver beschäftigt haben, findet sich immer noch das eine oder andere Info-Nugget in dem Roman. Und darüber hinaus wird man von dem Roman auch noch gut unterhalten – was will man mehr?
Tagged as: acta, buch, incommunicado, musikindustrie, raubmordkopie, reimon, rezension, roman, urheberrecht | Author: Martin Leyrer
[Mittwoch, 20120222, 21:26 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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