Open Data und die Wiener Linien: Das wird nix mehr
Ich freu mich ja, wenn mich jemand eines Besseren belehrt und zeigt, dass meine negative Erwartungshaltung falsch war. Beim Thema „Open Data in Österreich” wurde ich z.B. von Robert Harm vorgeführt. Entgegen meiner Befürchtungen/Erwartungen tut sich in dem Bereich schon Einiges.
In einem ähnlichen Bereich – der Bereitsstellung der Echtzeitdaten der Wiener Linien – schauts derzeit nicht danach aus, als ob ich hier auch eine Fehleinschätzung eingestehen müsste.
Trotz eines CreateCamp Wiener Linien/open3.at im Jänner – ebenfalls vom unermüdlichen Robert Harm organisiert – weichen die Wiener Linien, die sich im Eigentum der Stadt Wien befinden, von ihrem Standpunkt die Daten keinesfalls unter einer Open Data Lizenz frei zu geben, nicht ab. Ganz im Gegenteil. Potentielle Nutzer der Daten werden sogar verklagt.
Als „Argumente” gegen eine Freigabe der eigentlich sowieso im öffentlichen Besitz befindlichen Daten führen die Wiener Linien immer wieder „Sicherheitsbedenken” (vulgo „Hackerangriffe”) und die Unzufriedenheit der Kunden mit Applikationen, die sich nicht sauber aktualisieren, an. Dass derartige Datenfreigaben aber in Städten wie London oder New York mit ihrem doch „etwas” größeren öffentlichen Nahverkehr wunderbar funktionieren, verschweigen sie brav (Google Now zusammen mit den Transport for London Daten ist nur awesome).
Was mich dazu gebracht hat, doch einen Blogpost über dieses hoffnungslose Thema zu schreiben, war der Presse-Artikel „Open Data: Wiener Linien halten Daten zurück” von Erick Kocina, mit diesem Absatz
Sollte der Druck aus dem Rathaus stärker werden, werde man sich dem bei den Wiener Linien nicht verschließen. „Wenn es eine politische Entscheidung gibt“, so [Wiener-Linien-Sprecher, Anm.] Gries, „dann werden wir der als Unternehmen im öffentlichen Eigentum auch folgen.“
gefolgt von den Aussendungen „170 veröffentlichte Datensätze und 80 Apps und Visualisierungen sind ein großer Erfolg für OpenData Wien” der Stadträtin Sandra Frauenberger und „Open Data Evaluierung” des grünen Gemeinderats Klaus-Werner Lobo.
Liest man sich die beiden Aussendungen – die beide ganze Bullshit-Bingo Karten füllen würden – durch, so findet man kaum substanzielles. AutoZusammenfassen von Microsoft Word könnte die beiden Texte vermutlich jeweils auf 1-3 Sätze identischen Inhalts zusammenfassen.
Merken sollte man sich jedoch den Satz
Der wichtigste Startpunkt am Weg zu Open Government Wien war das rotgrüne Regierungsübereinkommen vom November 2010, das ein deutliches „Ja” zu Open Government verankert hat.
der in beiden Texten vorkommt.
Denn dieses deutliche „Ja”
fehlt, wenn es um die Wiener Linien geht, nämlich ganz deutlich. Und die Wiener Linien dürften ja eigentlich nur mehr auf dieses „JA” warten, wenn man Hr. Gries im Presse-Interview glauben darf.
Darüber hinaus hat Robert Harm – ja der schon wieder ;) – auch noch eine offizielle „Petition für Open Data von den Öffentlichen Verkehrsunternehmen” ins Leben gerufen, die innerhalb weniger Tage die benötigten 500 Stimmen für eine Behandlung im Gemeinderat erreicht hat.
Und spätestens dann wird sich zeigen, ob dieses „Ja” zu Open Government wirklich so deutlich ist, oder ob es weiterhin bei dem Lippenbekenntnis bleibt.
P.S.: Nachdem es die österreichischen Piraten auch bei diesem Thema geschafft haben, elegant nichts dazu zu sagen, möchte ich auf deren Parteiprogramm-Wiki verweisen, in dem es auch einen Punkt zum Thema „Open Data” gibt.
Tagged as: gruene, grüne, open data, opendata, piraten, rant, spo, spö, wien, wiener linien, österreich | Author: Martin Leyrer
[Mittwoch, 20130327, 00:33 | permanent link | 0 Kommentar(e)
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